Hochschule RheinMain WS 19/20: Typologische Konstruktionen

Arbeiten Studierender

Wie entstehen spezifische Typen in der Architektur und wie lassen sie sich in den städtischen Kontext integrieren?

Der Architekt, Architekturtheoretiker und Benediktinermönch Hans van der Laan entwickelte ein auf vier einfachen Regeln basierendes Raumbildungsprinzip, mit dem wir eine eigene Raum- und Bautypologie entwickeln. Auf deren Basis werden in Einzelarbeit unterschiedliche Typen für städtische Wohnhäuser entworfen. Gemeinsam werden wir dann aus diesen idealen Typen ein Stück Stadt konstruieren. Als Ort für unsere Entwürfe dient jenes Grundstück, auf dem die gescheiterte WerkBundStadt geplant wurde. Hierfür liegt auch eine Planung von Ingenhoven für die neuen Investoren vor. Während die WerkBundStadt sich in Parzellierung, Haus- und Raumgestalt eindeutig am gründerzeitlichen Städtebau orientiert, negiert Ingenhoven jegliche städtebauliche Kontinuität und zeigt eine rein nach ökonomischen Anforderungen ausgerichtete maximale Ausnutzung des Grundstücks. Wir wollen einen dritten Weg aufzeigen: Im Mittelpunkt unseres Projekts steht die Qualität des städtischen Raums und die Ausbalancierung und Thematisierung des Verhältnisses zwischen erschließenden, öffentlicheren Räumen und erschlossenen, privateren Räumen. Bevorzugtes Darstellungsmittel waren entsprechend Pläne nach der Darstellungsmethode des Nolli-Plans.

Studierende: Kübra Acikel, Cemile Feray Akdogan, Ebrar Bulut, Ali Can, Lisa Decker, Dimitri Detzel, Saskia Ehmig, Kübra Filis, Angelina Fischer, Gamze Gümüs, Jutta Christina Gutsche, Monika Gwiazda, Alena Hardock, Sophia-Constanze Heck, Maximilian Henkel, Marie Isabel Kaletha, Isabell Komor, Lucie Krug, Silvana Massold, Elisa Mehlo, Alexandra Petz, Hasina Qureishi, Michael Schneider, Julia Sierra Eifert
 

Hochschule RheinMain WS 19/20: Konfigurationen

Arbeiten Studierender

Anhand ausgewählter Texte begeben wir uns auf die Suche nach dem Wesen der Architektur.

Worin liegen die Grundlagen des Metiers, was kann als die wesentliche Leistung architektonischen Schaffens für den Menschen und die Gesellschaft definiert werden?


Die kennengelernten theoretischen Ansätze werden in fünf aufeinander aufbauenden Schritten in einem architektonischen Objekt verarbeitet und reflektiert.

Ausgangspunkt für die die Vorlesungen begleitende Entwurfsübung ist die Personenkonstellation eines frei von den Studierenden gewählten Theaterstücks, Films oder Romans. Im folgenden wird die Personen- bzw. Figurenkonstellation, mit der die Beziehungen zwischen den beteiligten Darstellern des Stücks gezeigt wird, interpretiert als Erschließungsdiagramm eines Gebäudes. Jede Person wird als ein Raum innerhalb dieses Gebäudes interpretiert und jede Verbindung zwischen den Personen im Stück als eine Verbindung zwischen den entsprechenden Räumen im Gebäude. Unterschiedliche Beziehungsarten (verliebt, verfeindet, verwandt, hörig, abhängig, dirigierend etc.) können als unterschiedliche Übergangsformen dargestellt werden: Öffnungen unterschiedlicher Größe und Gestalt, mit geringer oder großer Leibungstiefe, Türen, Portale, fließende Übergänge, Tunnel, Rampen, Treppen oder Wendeltreppen…

Der Transformation der Personenkonstellation in ein Erschließungssystem folgen die Gestaltung von Raumbildung und räumlichen Übergängen, von Baukörpergestalt und Bauteilfügungen, maßstäblichen und kontextuellen Vermittlungsstrategien und materieller und formaler Ausbildung des entworfenen Objekts.

Die begleitenden Vorlesungen thematisierten:
Erschließung & Umschließung, Wand & Öffnung, Körper & Raum, Haus & Stadt, Stoff & Form.

Im Ergebnis wird das gewählte Stück mit dem architektonischen Objekt nicht abgebildet oder illustriert, sondern sein Thema in die Sprache der Architektur übersetzt.
 

Haus S., Potsdam-Rehbrücke, 2017–19

Fotos: Maximilian Meisse

Umbau und Erweiterung eines Wohnhauses von 1890 in Potsdam-Rehbrücke, Fertigstellung 2019

https://www.baunetz.de

https://www.ak-berlin.de

Ein bestehendes Wohnhaus von 1890 in der Art der in Brandenburg vielfach anzutreffenden Kolonistenhäuser sowie eine Remise sind auf einem schmalen, sehr langen Grundstück situiert, das von der erschließenden Straße aus gesehen die vier nach dem Baugesetz definierten Flächenarten aufweist: gültiger B-Plan mit GRZ-Beschränkung, Innenbereich, Außenbereich und Landschaftsschutzgebiet.

Das Vorderhaus wurde umgebaut und saniert, die Remise in Wohnraum verwandelt und beide Teile mit einem Neubau verbunden. Die Gesamtanlage erreicht KfW 55-Standard (Vorderhaus und Neubau Außendämmung, Remise Innendämmung) und enthält eine Wohneinheit für eine fünfköpfige Familie mit Gästezimmer und Aupair-Wohnung. Mit einer Trennwand im Neubau kann die Anlage in zwei vollständige Wohneinheiten geteilt werden. Durch die Wahl gebrauchter Originalmaterialien (Ziegel im Reichsformat, historische Eichenbalken, historisches Babelsberger Straßenpflaster) verbindet sich der Neubau mit den Bestandsgebäuden. Außen- und Innenräume werden geometrisch und durch Materialwahl miteinander verzahnt.

Der lange Gang zwischen Vorderhaus und Remise, an dem Eingänge und Küche liegen, erfährt eine scheinperspektivische Verzerrung. Vom Vorderhaus aus betrachtet erscheint der Gang länger und verweist auf die Länge der Grundstücksparzelle, im Blick zurück vom Wohnbereich in der Remise aus gesehen rückt das Vorderhaus mit den Schlafräumen dagegen näher.
 

Ideenwettbewerb Wohnen an der Detlevstraße, Berlin-Hohenschönhausen, 2019

Mit Jörg Pampe, Jürgen Lohmann (Lohmann Architekten) und Fritz Protzmann (EXTERN – Garten- und Landschaftsarchitektur)


Offener, 1-phasiger Ideenwettbewerb Wohnen an der Detlevstraße, Berlin-Hohenschönhausen, 2019

Die Bebauung fungiert in zweierlei Hinsicht als „Reißverschluss“:
Vermittlung zwischen Gartenstadt und der neuen Wohnbebauung
Die die Detlevstraße begleitenden Häuser A bis E nehmen die Kleinteiligkeit der Gartenstadt auf und ermöglichen den Erhalt des prägenden Baumbestands. Die Detlevstraße bleibt damit in ihrem Grundcharakter erhalten. Die Maßstabsveränderung des neuen Quartiers erfolgt in mehreren Schritten von Ost nach West. Statt eines Bruchs zwischen Alt und Neu wird ein fließender Übergang hergestellt. Vermittlung zwischen bebauten Flächen und unbebautem Umland jenseits der Bahngleise Die Anordnung der Gebäudekubaturen erfolgt in offener Bauweise, die gleichwohl eindeutig definierte, hofartige Außenräume entstehen lässt. Körper und Raum sind ebenbürtig und bedingen einander. Zwischen körperlichen und räumlichen Figuren besteht eine Figur-Grund-Beziehung, durch die beide aneinander gebunden werden. Gleich einem Reißverschluss wird die mit Baukörpern bebaute Siedlungsfläche der Gartenstadt und der weite Raum jenseits des Bahngeländes miteinander verzahnt. Die über die Diagonalen zusammenhängenden hofartigen Binnenräume der neuen Struktur führen den städtischen Raum in einer erlebnisreichen Sequenz bis an das Bahngelände heran; umgekehrt wird der Ausblick in die weite Landschaft durch die Raumsequenzen erschlossen und an die bestehende Siedlungsstruktur herangeführt.